Mittwoch, 15. Mai 2024

Mannheim Derby - Vorbericht 2024 - 31.05.-02.06.2024

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Konzert: Maifeld Derby
Ort: Mannheim Reitstadion
Datum: 31.05.-02.06.2024
Dauer: 3 Tage
Zuschauer: ?

Der Start in die Festivalsaison beginnt traditionell beim Maifeld Derby in Mannheim. Dieses Mal an einem Wochenende mit Brückentag (zumindest in einigen Bundesländern). Aber auch sonst gestaltet sich ja eigentlich alles immer sehr entspannt auf dem großzügigen Gelände des Reitstadions am Mannheimer Maimarktgelände.

Einige Neuheiten in der Organisation gibt es schon vorab: Am Freitag und Samstag gibt es nun 5 ! und am Sonntag 4 Bühnen. Ein Nachtprogramm ergänzt das so schon extrem variable Line-Up um tanzbare Momente. Ebenfalls gibt es neben den Wochenend-Tickets mit Campingoption auch wieder Tageskarten für die Heimschläfer.

Food-und Getränke sind wieder handverlesen. Viel Leckeres aus der Region wird geboten. Doch der eigentliche Star in Mannheim war immer das Line-Up aus Newcomern und etablierten Acts, die nicht an jeder "Ecke" des Feistvalzirkus spielen.    




Beginnen wir mit den großen Namen. Am Freitag wird Roisin Murphy das Palastzelt erstrahlen lassen. Wir durften die Show bereits letztes Jahr in Bilbao bewundern. Es ist ein fabulöser Mix aus Hits, Bühnenshow und den immer augenzwinkernden Outfitwechseln dieser Ausnahmekünstlerin. Must see.

Edwin Rosen und The Vaccines werden als etablierte Acts für weitere Stimmung sorgen. Bei den Newcomern wird man definitiv über Royal Otis reden, dessen Club-Shows gerade schon in größere Hallen verlegt werden. 

Lola Young mit ihrer positiven Energie und die härteren  Klänge von Sextile runden den ersten Tag ab.

Am Samstag deuten sich viele elektronische Klänge an. Zunächst noch sparsam dosiert mit Hania Rani, danach aber werden die Bässe bei Kiasmos und Modeselektor mit Sicherheit stärker. Auch bei dem, auf Festivals in Deutschland sehr selten anzutreffenden Roosevelt, dominiert das Tanzbare.  Live ist Roosevelt immer ein Angebot, dass man nicht ablehnen sollte.

Auf der kleinen Arena-Bühne gibt es vorab einen ganz heißen Doppelpack. Sowohl Chalk (Ohrstöpsel nicht vergessen) als auch Fat Dog werden zurecht als "die" Newcomer 2024 gehandelt.       


Der letzte Tag wird dann eher ein Problem wegen der fast unvermeidlichen Überschneidungen. Tagebuch-Lieblinge Slowdive bringen die Pferde zum Ende des Abends überglücklich in den Stall. Aber der Nachmittag ist mit Brutus (Tipp), Lambrini Girls und vor allem den unfassbar guten Dry Cleaning fantastisch besetzt.

Dazu noch Chelsea Wolfe, Mannequin Pussy, die Groove-Maschine von Altin Gün und der Wahnsinn von Tropical Fuck Storm. Das wird magisch.

Kommt nach Mannheim und verbringt 1-3 Tage voller liebevoller Atmosphäre und guter Musik. Wir sehen uns.    







Kettcar - Ringlokschuppen Bielefeld - 25.04.2024

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Konzert: Kettcar
Ort: Ringlokschuppen, Bielefeld
Datum: 25.04.2024
Dauer: 105 Minuten
Zuschauer: ca. 1.500


Nicht jeder ist Kettcar-Swiftie der ersten Stunde. Unsere Gastautorin Sonja sah die Band tatsächlich zum ersten Mal: 

„Gute Laune ungerecht verteilt“ lautet der Titel des mittlerweile sechsten Kettcar Albums, welches sofort auf Platz 1 steigt. Auch mich motiviert das neue Album die, nun wirklich nicht unbekannte Band, einmal Live zu erleben. Von den alten Alben kenne ich nur ein paar Songs, das neue Album habe ich allerdings die letzten zwei Wochen rauf und runter gehört. 

Ich bin jemand der sehr stark auf die Lyrics achtet und somit viel es nicht schwer, mich für Kettcar zu begeistern. Eine Band mit außergewöhnlichen Songtiteln wie „Wir betraten die Enterprise mit falschen Erwartungen“ sind ohne Frage eine Ausnahmen vom Einheitsbrei. 

Die Stimmung und Atmosphäre in der alten Lokhalle ist gut und entspannt. Zwar ist das Konzert an diesem Abend nicht ausverkauft, aber die Halle ist gut gefüllt. Als Support steht an diesem Abend Christin Nichols auf der Bühne. Die deutsch-britische Künstlerin, Sängerin und Komponistin (aus Bünde) genießt Ihr Heimspiel. 

Mal mit deutschen, mal mit englischen Texten erklingt Ihre Stimme zu Gitarren, Synthies, und Drums. Der Auftritt macht Spaß die Einflüsse aus Postpunk und Wave mit düsterem Pop und intimen, Chanson-artigen Momenten sind eine schöne Abwechslung: »Kein Auto, keine Perspektive«, singt die Musikerin zu analogen Gitarrenriffs und ergänzt ihre musikalische Aufzählung durchaus charmant und mir einer Portion Ironie um fehlende Häuser, Liebe und Sex-Appeal. Ein vergnüglicher Start in den Abend. 

Dann ist es soweit, Kettcar betritt die Bühne und ohne Worte startet der Auftritt zu den Klängen von „Auch für mich sechste Stunde“. Dieser Song braucht auch keine Ankündigung da er durch seinen aussagekräftigen Text alles sagt, politischer kann es an diesem Abend wohl nicht werden. Der Song ist eine heftige Kritik gegen Intoleranz, Wegschauen und ein Plädoyer für ein besseres Miteinander. 


Weiter geht es mit „Benzin und Kartoffelchips“ einem Song der Vorgängerplatte. Freiheit und Aufbruch spüre ich, wenn ich diesen Song über Freundschaft und die Liebe zum Meer höre. Es folgen nun ein paar Songs der alten Alben, die den Kettcar Fans allen natürlich bestens bekannt sind, für mich sind sie an diesem Abend Premieren: „ Balkon gegenüber “ eine Lied über das nicht gute Ende einer Beziehung“ und „Sommer 89“ handelt von der Flucht aus der DDR und wie eine einzelne Person mit kleinen Taten viel Großes bewirken kann. 

Alles gute Songs, sowohl in den Lyrics als auch in der Klangfolge. Das Niveau ist hoch und vielleicht ist es, die mir fehlende emotionale Verbundenheit zu den Liedern, dass ich ein leichtes Gefühl von Langeweile verspüre. Die erste Single Auskoppelung des neuen Albums „München“ beendet dieses Gefühl und begeistert mich live dann doch  viel mehr als zuvor von Platte. 

Der Druck des Songs der mir von der Bühne entgegenkommt und auch die, während des gesamten Konzerts eingesetzte Videoprojektionen sind ein Vergnügen. Ein motivierender Song zum Aufschrei gegen Alltagsrassismus. 

Auch die neuen Songs „Kanye in Bayreuth“ und „ Ein Brief meines 20- jährigen Ichs“ wissen zu begeistern. Danach widmen Kettcar sich intensiv ihren Klassikern wie „Balu“, der alleine mit Gitarre und Keyboard instrumentiert wird, „Ankunftshalle“ und „Im Taxi weinen“ sind auf der Setlist vertreten. „An den Landungsbrücken raus“, beendet den Hauptteil des Konzerts fast traditionell. 

Auch wenn mir zu dem Zeitpunkt meine Highlights der neuen Platte wie „ Zurück“ und „Bringt mich zu eurem Anführer“ fehlen, verlasse ich die Lokhalle mit einem zufriedenen Gefühl. Kettcar ist eine super symphytische Band, die was viel sagen und zu erzählen haben und dies auf eine wundervolle Weise auch tun.




Donnerstag, 25. April 2024

Popsalon Osnabrück - Berq - 19.04.24

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Konzert: Popsalon Osnabrück - Berq
Ort: Lagerhalle
Datum: 16.04.2024
Dauer: 60 Min.
Zuschauer: 450


Von unserer Gastautorin Sonja:


Der Popsalon Osnabrück ist ein drei tägiges Club Festival und fand in diesem Jahr zum 12. Mal statt. Das Haus der Jugend, die Kleine Freiheit, der Rosenhof, der Hyde Park, der Bastard Club und natürlich die Lagerhalle bieten den unterschiedlichsten Künstler*innen eine Bühne. Gespielt wird mal wieder alles, was zum Pop dazu gehört. 

 Mich lockt es an dem Abend unter anderem zu Berq. Sein Auftritt mit dem Song Rote Flaggen in der Sendung ZDF Magazin Royal wo er mit Orchester per formte, lies mich neugierig werden. Um 22:00 Uhr soll es in der Lagerhalle für Berq auf die Bühne gehen. Bereits ab 21:00 Uhr füllt es sich und um 21:12 Uhr wird über den What´s App Kanal bereits verkündet das der Einlass zur Lagerhalle gestoppt wird. 

Berq ist zwar ein junger Künstler aber keinesfalls mehr unbekannt. Die Bühne ist nicht sehr groß und somit nimmt der schwarze Flügel bereits die Hälfte davon ein auch eine Cellistin kommt zum Sound check und meine Vorfreude steigt. Pünktlich um 22:00 Uhr betritt Berq mit einer expressiven Art die Bühne. Er startet mit dem Song Einmal verliebt, ich kenne diesen Titel nicht. 


Der größte Teil der Zuschauer*innen allerdings schon und so singt das Publikum ab dem ersten Wort mit. Beim zweiten Song Echo, kann ich auch mit in den Gesang einsteigen und fühle mich unter den im Durchschnitt 20 Jahre jüngeren Publikum dazugehörig. Achilles ist ein wütender Song in dem die Geschichte einer zerbrochenen Liebe die Tiefe Spuren hinterlassen hat erzählt wird, emotional kommt dieser sofort bei mir an, hierbei spielt er selbst am Flügel und wird von einer Cellistin begleitet diese Kombination ist einfach fantastisch. 

Als er seinen neuen noch nicht veröffentlichten Song "Blauer Ballon" ankündigt berichtet er zunächst wie dieser entstanden ist. Seine Familie hat einen Blauen Ballon gefunden mit einer Karte daran, diese hat ein Junge an seine verstorben Mutter geschrieben. Nachdem der Ballon inklusive Karte einige Wochen in der heimischen Küche aufbewahrt wurde hat er sie mit ins Studio genommen und entschieden für diesen Jungen ein Lied an seine Mutter zu schreiben. 

Der Song ist schlicht ohne viel Schnörkel und brilliert mit der einzigartigen Stimme von Berq, kombiniert mit einer wundervollen Melodie blieb kaum ein Auge trocken. Seine Präsenz an diesem Abend ist sehr selbstsicher aber in keinster Weise überheblich und unglaublich sympathisch und so wundert es nicht das er der bitte einer Zuschauerin nach kommt, die auf einem Pappschild darum bittet mit ihm zusammen "Wenn du weinst" zu singen. 


Dieses spontane Duett ist wunderbar emotional und überraschender Weise konnte die Zuschauerin wirklich gut singen. Dann ist es endlich soweit, der Song der mich an diesem Abend in die Lagerhalle geführt hat ist an der Reihe: "Rote Flaggen", auch hier kommt der Flügel und die Cellistin zum Einsatz und Berq überzeugt mich nun komplett das er live mit seiner besonderen Stimme und der Gabe die Emotionen in seinen Songs ausdrucksstark zu transportieren definitiv Sehens- und hörenswert ist. 



An dieser Stelle des Abends bin ich absolut zufrieden und kann gut verstehen das bereits großes von diesem jungen Künstler erwartet wird. Man darf gespannt sein, was man von Ihm noch hören wird und ich bin gerne wieder mal Live dabei.


Freitag, 29. März 2024

Pixies - Kentish Forum - London - 17.03.24

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Konzert: Pixies
Ort: London - Kentish Forum
Datum: 17.03.2024
Dauer: 120
Zuschauer: 1700 ausverkauft



Gleich zwei Alben in voller Länge präsentieren Pixies auf ihrer, gerade gestarteten und sehr langen Tour, in 2024. Zunächst Bossanova, bei Veröffentlichung damals von vielen verschmäht und erst im Rückblick als Meisterwerk geadelt. Und den Nachfolger Trompe le Monde, der mit stilistischen Kabinettstücken und einem surfigerem Sound daherkam. 

Doch es sollte nicht die einzige Überraschung bleiben. Kurz vor Tourstart wurde Emma Richardson (former "Band of Skulls") als zukünftige Bassistin vorgestellt.  Vielen hatten in den letzten Jahren Paz Lenchantin ins Herz geschlossen, ihr Lächeln und ihre Blumen am Bass waren bezaubernd. Nun folgt mit Emma eine etwas rauere und androgynere Person. Mir gefiel es aber sehr gut, trotzdem war die Nervosität noch spürbar, alleine an diesem Abend standen nicht weniger als 33 Songs auf der Setlist. 


Black Francis schien das wenig auszumachen. In bester Laune beginnt er noch vor dem ersten Song ausladend zu plaudern, ansonsten ja eine absolute Seltenheit. Und so schwingt man durch die ersten 14 Songs und wundert sich, wie viele man davon, trotz regelmäßiger Tour Besuche, noch nie live gehört hat. Besonders "Dig for fire" ragt heraus. aber auch "Stormy Weather" bekommt eine komplett überarbeitete Version. 

Ohne Pause folgen die nächsten Perlen: "Alex Eiffel" und besonders die letzten Songs von Trompe le Monde klingen neu und frisch. Es bleibt aber ein Set für Fans, zu viele Kracher fehlen. Mal sehen, ob sich das im Sommer noch verändert. 


Als Zugabe präsentiert die Band zunächst einen neuen Song: "Vegas Suite". Danach dann doch noch drei Hits aus den ersten Alben, wobei Francis sogar die Ruhe bewahrt, als sich die Band ganze drei "false starts" bei "Here comes your man" leistet. 

Es macht immer Spaß die Pixies live zu sehen. Wenn sie dann selber auch noch Freude daran haben, umso besser. Klare Empfehlung. In Deutschland dieses Jahr leider nur am 08.08.2024 in Schwetzingen zu erleben. 


 

The Who - Royal Albert Hall - London - 18.03.24

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Konzert: The Who + Orchester
Ort: London / Royal Albert Hall
Datum: 18.03.2024
Dauer: 125
Zuschauer: 5.200 ausverkauft



The Who traten im Rahmen der Teenage Cancer Trust Serie in ihrem Wohnzimmer, der Royal Albert Hall mit großem Orchester auf. 

Wenig daran scheint auf den ersten Blick cool zu sein. Roger Daltrey feiert gerade seinen unglaublichen 80. Geburtstag und Pete Townshend ist nur unwesentlich jünger. Zuletzt sah ich die Band auf einer ihrer Abschieds-Tourneen, es muss um 1995 gewesen sein, damals in der Westfalenhalle in Dortmund, mit einem kompletten Set von Quadrophenia. 

Bedenkt man aber, das Townshend seine große Rockoper Thommy schon mit 23 Jahren schrieb, bekommen Zeit und Raum nochmal eine andere Bedeutung. Jeder, der sich für Musik interessiert hat vermutlich schon von der Cancer Trust Concert Series gehört. Eine Woche im Jahr werden Spenden gesammelt, und nicht selten kommt es auf der kleinen Bühne der RAH zu spannenden Konstellationen. 

Heute sind gar so viele Musiker involviert, das die schlagende Fraktion auf dem Rang hinter der Bühne, knapp unter der Leinwand, ihre Pauken und Trommeln aufgebaut hat. 

Das Publikum lässt die Garderobe links liegen...die Vintage-Parka mit diversen Buttons müssen natürlich standesgemäß präsentiert werden. Die Band startet zunächst ohne Orchester mit einer knackigen Version von "I can`t explain", bevor die Streicher und Bläser versuchen, den immer noch brachialen Gitarren von Townshend etwas entgegen zu setzen. Die "Overture" aus Thommy und Songs wie "Who are you" funktionieren großartig mit dem weichen und vollen Sound des Orchesters. 


Trotzdem fällt auf: The Who mögen alt sein, aber dieses Set macht nicht nur uns richtig viel Spaß. Roger und Pete necken sich, wie fast immer, und streiten über falsche Setlist-Einträge und das angeblich mediokre Gitarrenspiel von Roger. 

Im Mittelteil folgt dann ein noch strafferes und härteres Set voller Hits und ohne Begleitung. Peter lobt sich nochmal selber für das tolle Arrangement von "Substitute", und nur bei "Behind Blue Eyes" will Rogers Stimmer nicht mehr so ganz mithalten. 

Im Zugaben-Block kommen dann noch die ganz großen Emotionen: "The Rock" wird auf der Leinwand von einem wilden Nachrichtenmix aus Katastrophen im Zeitraffer begleitet, und die Klassiker von Who´s next bringen das Spektakel sicher nach Hause. 


Es war natürlich ein Abend voller Nostalgie, aber niemals peinlich oder langweilig. Ein toller Abend, der natürlich immer einer der Letzten gewesen sein könnte.  

 

Konzerttagebuch © 2010

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